Veranstaltungen im Schwedenhaus

Geplante private oder öffentliche Veranstaltungen werden hier bekannt gemacht.


In unregelmäßigen Abständen werden im Schwedenhaus in der Gartenbeetstrasse Nr. 5 in Großdeinbach (Ortsteil von 73527 Schwäbisch Gmünd) Konzerte, kulturelle Veranstaltungen oder auch soziale Events stattfinden. Angedacht war quasi ein Aufbau in einem strukturierten Rahmen, was sich aber an die etwas veränderten gesellschaftlichen Umstände der letzten Jahre anpassen musste. Derzeit wäre es schon ein Erfolg, wenn hie und da ein Konzert stattfinden könnte. Idealismus lässt sich aber nicht vertreiben, und gibt es auch die Hoffnung, dass gerade durch die gesellschaftlichen Veränderungen diesbezüglich auch im Schwedenhaus etwas bewirkt werden könnte - in  Begegnung, Austausch, Bewusstsein und sozialem Frieden.


20.09.2025:   Nach dem ersten Klavierabend mit dem Konzert-Pianisten Michael Nuber Ende 2019 und dem jähen Ende solcher Aktivitäten durch die kurz darauf hereinbrechende Corona-Zeit gibt es nun endlich ein weiteres "Hauskonzert" im privaten Rahmen mit etwa 60 Minuten reiner Spielzeit, an dem etwa 25-30 Zuhörer teilnehmen werden.


Dieser ebenfalls reine Klavierabend, den wiederum Michael Nuber bestreitet, bietet im ersten Teil ein rein skandinavisches Programm:

Carl Nielsen aus Dänemark mit 5 Stücken aus seiner frühen Zeit, die an ältere Romantiker erinnern wie Chopin oder deutsche Romantiker,

Edvard Grieg aus Norwegen mit zwei Walzer-Capricen, die noch mehr dem Salon verbunden sind als später der ursprünglichen Volksmusik und

Wilhelm Stenhammar aus Schweden, der bei uns leider völlig unbekannt ist, aber nicht nur zu den allerwichtigsten Schwedischen Komponisten zählt (und da hat Deutschland und die Welt noch Berwald, Alfvén, Atterberg, Pettersson zu entdecken!), sondern zu den ganz großen Spät- oder Nachromantikern Europas, der klassisches Formgefühl mit einer tiefen Empfindungswelt zwischen Brahms und den Impressionisten verbindet.

Die Sensommarnätter op. 33 sind ein Werk der Reife voller brahmscher Nachdenklichkeit und Herbstlichkeit (Nr.1 und 2), aber auch seltsam gefühlsdistanziert experimenteller Stimmung (Nr.3), welche an Bernard Herrmanns Filmmusiken für Hitchcock denken lässt. Eine stürmische aufgewühlte Nr.4 und eine Nr.5, welche im Wiegen leicht entfernt an das erste Thema aus Schuberts Ballettmusik Nr.2 aus Rosamunde erinnert. Michael Nuber spielt die Nummern 1, 5 und 2 in eben dieser Reihenfolge. 


Im zweiten Teil erklingt eine der spannendsten Klaviersonaten Franz Schuberts: nach dessen erster - grob eingeordnet - eher als klassisch zu bezeichnenden Periode brachen sich Kompositionen kühner und ungeahnter Art Bahn: Schubert schrieb da viele Werke, welche nicht vollendet wurden. Meist wohl deshalb, weil der visionäre Wurf und  die Anlage derart neue Horizonte aufrissen, dass dem Komponisten eine adäquate Vollendung versagt blieben. Es waren wie Skizzen zu einer klanglich und seelisch verstörenden Landschaft, welche der so früh verstorbene Komponist zu dessen Lebzeiten nicht ganz durchschreiten konnte. Das blieb dann Bruckner und Mahler vorbehalten, welche ein halbes bzw. dreiviertel Jahrhundert später Schuberts Ahnung zum Ziel führten - und welche wiederum für viele Jahrzehnte unverstanden blieben. In diesem Kontext betrachtet sind Schuberts Werke der Umbruchszeit schon fast Werke für den Hörer des 20ten Jahrhunderts - und tatsächlich: viele Komponisten der Moderne haben sich mancher fragmentarischen und enigmatischen Werke Schuberts angenommen - oder welcher, welche eine erweiterte Klanglichkeit evozieren: Zenders Bearbeitung der Winterreise und Berios Rendering sind wohl die bekanntesten, aber ebenso Haas´ Orchesterfassung der "Reliquie" ist phänomenal. Aber auch die Auseinandersetzungen durch andere Zeitgenossen wie Reimann, Henze, Schwertsik, Widmann, Rihm oder Schnebel legen Zeugnis dafür ab, wie offen für unserer Zeit die Kompositionen Schuberts sind. 

Denn Schuberts rätselhafter Blick in weit Entlegenes gelanget in manchen Werken nicht über eine Einleitung hinaus oder die fertigstell von ein oder zwei Sätzen einer Sinfonie oder Sonate. Doch in den dieser Zeit entstandenen Kompositionen (egal ob vollendet der unvollendet) zeigte sich Schubert wohl von seiner innovativsten Seite überhaupt, bevor er in seinen letzten Werken bezüglich Neuartigkeit wieder einen kleinen Schritt zurücktrat, dafür uns aber eine Fülle an tiefer Empfindung hinterließ (Klaviersonaten D-Dur, A-Dur und B-Dur, Winterreise, Streichquartett G-Dur und Quintett C-Dur).

In dieser Zeit des Umbruchs entstand neben mehr oder weniger fragmentarischen Werken (u.a. die bekannte h-moll Sinfonie, die sogenannte "Unvollendete" und die faszinierende Klaviersonate C-Dur "Reliquie", welche ebenso wie die "Unvollendete" zweisätzig verblieb) auch die Klaviersonate a-moll D 784, welche zum Glück als fertiggestellt angesehen werden kann. Es ist die zweite der drei Sonaten in a-moll (1817, xxx und 1825)

Wenn man die zweisätzige C-Dur Sonate als Mahler-Vorboten bezeichnen könnte (besonders der zweite Satz erinnert sehr an die erste Nachtmusik aus dessen siebter Sinfonie - was in der Orchesterfassung von Georg Friedrich Haas noch deutlicher wird), so lässt die heute Abend gespielte a-moll Sonate in mancher Hinsicht manche Aspekte Bruckners  hören. das Starre und Manische (das Hinkende schwer-leicht des Hautthema), das Meditative und im Verzicht Verschwindende, sich Auflösende (das zart Verklärte und am Ende herbe Seitenthema). Im Kopfsatz ist alles in der Entwicklung angedeutet und dennoch in der Ausführung der einzelnen Bilder sehr groß angelegt. Der zweite Satz atmet mehr Organisches und der dritte Satz als Finale macht die Sonate zu einem absoluten Meisterwerk Schuberts, da es hier keinen Abfall (wie leider hie und da in Schlusssätzen) der Höhe der Erfindungskraft gibt und die thematische Verarbeitung der vorhandenen Themen subtil wirkt und eine große Geschlossenheit der Komposition erzielt.


Die Veranstalter haben sich von Konzerttpianisten Michael Nuber nach dem Skandinavischen Teil mit Komponisten aus Dänemark, Norwegen und Schweden  (Finnland ist leider nicht vertreten) genau diese Sonate gewünscht, da ihm diese besonders zu liegen scheint.


Vor dem Konzert - Bestuhlung des kleinen "Konzertsaals"

Sehr bequeme Klappstühle für 14, eine Eckbank für 4 und eine Erweiterung im Küchenbereich für weitere 10 Zuhörer sind bestuhlt. Somit ist ein Konzertbesuch von knapp 30 Personen vorbereitet. Bis zu 10 weitere Sitzplätze können eingerichtet werden.


Sommer 2021:  Engagierte Menschen sehen sich oft quasi auf einer Gratwanderung zwischen den eigenen Visionen bzw. den eigenen Vorstellungen über richtiges und falsches Handeln auf der einen - und Toleranz und Verständnis gegenüber anders gelagerten Ansichten und Einstellungen und somit auch (schwer erträglichem) anderen Handeln anderer Menschen gegenüber.

Das zeigt sich aktuell ganz stark im politischen Diskurs vom Bundestag bis an den Stammtisch und in die Vereine und  Familien hinein. Noch härter tritt wohl dieses Spannungs-Potenzial von Ethik, Moral, Verhalten, Rechtschaffenheit

und eigenverantwortlichem Handeln in Glaubensfragen auf, da hier das Fundamentale und Existenzielle des Lebens an sich zur Disposition gestellt ist. Freiheit und soziale Einordnung, Verständnis des Sinn des Lebens, Schutz des Lebens, Schutz der Umwelt (des Menschen auf dem Planeten Erde) usw.  Ebenso die Einstellung zu Existenzrecht oder Status und Wertigkeit von Nationen, Volksgruppen und sozialen Fragen.

Glaube - derart definiert - betrifft natürlich JEDEN Menschen, ob Christ, Katholik, Protestant, Freikirchler, Moslem, Jude, Hindu, Brahmane, Buddhist, Taoist - oder Pragmatiker, Patchwork-Religiöser, Evangelikaler, Fundamentalist, Esoteriker, Internetblasen-, Konsum-, Verschwörungs-,  Angst-, Befürchtungs- und Quergläubiger - oder auch ausgewiesener Atheist.


Im Frühsommer 2021 trafen sich im Schwedenhaus fünf Menschen, welche neugierig waren bei allem Trennenden der religiösen Einstellungen das Verbindende zu finden und worin die Chance liegt, trotz verschiedener Wahrnehmungen und Einstellungen das wertschätzende Miteinander und den sozialen Frieden zu wahren:

Ein evangelischer Pfarrer, zwei Zeugen Jehova (sehr unterschiedlich in ihrer Art) und zwei Menschen (ebenfalls sehr unterschiedlich), welche Spiritualität weiter fassen als es eine Religion tut.


Es war eine vielschichtige Erfahrung: Selbst fünf Menschen, welche offen und neugierig auf die Erlebniswelt des anderen sind (oder zumindest als offen und tolerant erscheinen) und auf jeden Fall friedfertig und reflektiert sind haben doch Mühe, die Unterschiedlichkeiten auf absoluter Augenhöhe Wertungsfrei wahrzunehmen. Nicht dass sich das im Außen gezeigt hätte oder gar hitzig geworden wäre, aber in der Wahrnehmung meines eigenen Empfindens und auch in einem Nachgespräch erschien es mir eine Art Filter zu geben, welcher einen Blick ohne Einordnung als schwer erreichbar erscheinen lies.


Das Gespräch war mir persönlich darin besonders wertvoll, weil es die Wertschätzung füreinander und die Mühe, andere Sichtweisen anzusehen - egal ob man sie nun ganz versteht oder nicht - nicht gescheut hat. Und es gab tatsächlich einen Konsens, den alle Beteiligten zustimmen konnten: Alle fünf Menschen verbindet eine Sehnsucht ...


15.12.2019: Die beiden Bewohner waren noch nicht ganz ins neue Schwedenhaus eingezogen - und schon fand hier eine sehr gut besuchte Konzertveranstaltung statt.


Die hohe Eile war einem aktuellen Anlass geschuldet, denn das Konzert lief im Rahmen des zu diesem Zeitpunkt schon fast beendeten Beethoven-Jahrs mit der bundesweiten Initiative "Beethoven bei uns", in der zu privaten Haus-Konzerten mit dessen Werken  aufgerufen wurde.


Der Schwäbisch Gmünder Konzertpianist Michael Nuber konnte gewonnen werden, ein reines Beethoven Programm mit vier Klavierkompositionen zu spielen, die aus der frühen und mittleren Schaffensperiode des Komponisten stammen.


Der "Konzertraum" (Essbereich der Wohnküche) war mit etwa 30 Zuhörer voll besetzt.


Geplant war das Konzert als Auftaktveranstaltung einer fortlaufenden Reihe musikalischer, kultureller und sozialer Events, welche aber durch völlig die veränderten Umstände der kurz nach dieser ersten Veranstaltung aufgetretenen Corona Pandemie vereitelt wurden.

Der "Test", ob solch eine Veranstaltung in privaten Räumlichkeiten von Zuhörern angenommen würde und angemessen durchführbar sei erwies sich als voller Erfolg. Sowohl die Frage der zahlenmäßigen Unterbringung von 30 Personen in der Wohnküche, der geeigneten Akustik (für Sprache und Musik) und das klangliche Potenzial des Pfeffer-Klaviers für diesen größeren Rahmen haben wohl alle Wünsche erfüllt.