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REZENSIONEN

Hier stelle ich fortlaufend Rezensionen ein, die ich bei JPC und AMAZON geschrieben habe. Besprochen sind klassische Musik CDs und ein paar Filme. Der Grund dafür diese Besprechungen auch hier zu zeigen ist, dass die Texte manchmal sehr lang sind und nicht komplett bei Amazon und JPC angezeigt werden. Zudem sind sie dort manchmal schwer aufzufinden oder falsch zugeordnet. Auch sind hier farbliche Unterlegungen und weitere Gestaltungsmöglichkeiten vorhanden.

Außerdem haben Sie die Möglichkeit bei Interesse eine handliche Druckversion  downzuloaden.


Das Einstellen der Rezensionen wird etwas Zeit beanspruchen. Sie können mich auch gern anschreiben (joachim-a-wagner@gmx.de)


Ich freue mich, wenn Sie mich kontaktieren!


Joachim Wagner


KLASSIK-CD VERKAUFSLISTE:


Da REZENSIONEN eine sehr oft besuchte Unterseite  von KLANGREDE ist, stelle ich zusätzlich zu Seite CD-VERKAUF auch hier meine CD-Verkaufsliste mit ca. 800 Titeln ein - als Download PDF-Datei:

CDs Klassik (ua.) Verkaufsliste PDF-Download (Stand 9.Dez 2021)

NEUESTE REZENSIONEN: 


FEDUARD VAN BEINUM - COMPLETE DECCA & PHILIPS AUFNAHMEN (44CDs) - Download PDF-Datei:

Eduard van Beinum - Sämtliche Decca & Philips Aufnahmen (Decca 44CD VÖ 2022) - PDF-Datei


FURTWÄNGLER WARNER BOX (55CDs) - Download PDF-Datei:

Furtwängler Sämtliche Aufnahmen (Warner 55CD VÖ 2021) - PDF-Datei

und noch ein diesbezüglicher Download:


Furtwängler-Box (55CDs):  Register nach Komponisten mit CD und Track Angaben zum leichteren Auffinden:

WERKREGISTER NACH KOMPONISTEN zur Furtwängler 55CD Box - PDF-Datei

Furtwängler sämtliche Aufnahmen (55CD, Warner 2021): Viele gute Transfers und kaum gravierende Schwächen.

 

In dieser Rezension gibt es nichts über die Aufführungen, Interpretation oder Qualität der Interpreten zu lesen. Im Grund auch nur wenig (bei sehr wenig bekannten Aufnahmen) über den Klang der Aufnahmen an sich. Es dreht sich ausschließlich um die Qualität der Transfers und die Präsentation der neuen Warner-Box „The complete Wilhelm Furtwängler on record“. Diese ausführliche Rezension (95 Prozent der Aufnahmen sind hier besprochen!) soll anhand von konkreten Anmerkungen Licht in die mittlerweile ideologisch ausartende Diskussion um das Remastering-Studio Art&Son bringen – zumindest bezüglich dieser Box, aber auch darüber hinaus.

Ich möchte hier konkrete Vergleiche von Aufnahmen dieser Box mit anderen Transfers anstellen. Die Transfers der sechs mir als Vergleich zur Verfügung stehenden Hauptquellen (andere sind ausgeschrieben angeführt) habe ich mit folgenden Abkürzungen bezeichnet:


W = die hier rezensierte Warner-Box (2021)

W1-9 = Beethoven Sinfonien 1-9 Furtwängler Warner (2016)

DG-Box = Wilhelm Furtwängler Complete DG + Decca Recordings (incl. Rundfunkübernahmen der Labels) (2019)

DG = Deutsche Grammophon

K = Koch

BP = Berliner Philharmoniker große SACD Box The Radio Recordings 1939-1945 (2018)

J SACD = Japanischer SACD Transfer (mittels CD-, nicht SACD-Abspielung verglichen! Ausnahme: die non-hybriden SACD der Beethoven Sinf 1 3 5 7 9)

EMI = die älteren europäischen EMI-Transfers

 

Die CD-Nummerierung bezieht sich natürlich auf die hier rezensierte Warner-Box

 

CD1

Weber Freischütz Ouvertüre 1926

Die Überspielung von W ist eigentlich sehr gut, aber die Höhen sind zu stark betont. Wenn einer Aufnahme das Bassfundament fehlt (was hier der Fall ist), dann muss auch die Intensität der Höhen zurückgenommen sein. Das hat nichts mit einer Frequenzbeschneidung zu tun. Das ist bei K deutlich besser gelöst. Bei DG sind die Höhen durch den starken Einsatz von Rauschfiltern beschnitten.

Beethoven 5te 1926

Auch hier bei W kein schönes Klangbild. Ähnliches Problem wie beim Freischütz. Auch hier ist K die bessere Variante, auch wenn die Überspielung dumpf (aber nicht beschnitten) klingt. Die 1926er Aufnahmen klingen halt anscheinend schon im Original sehr unzulänglich, was auch von Polydor selbst nach den Aufnahmen erkannt wurde.

 

CD2

Wagner Lohengrin Vorspiel 1930

Deutlich bessere Aufnahmequalität als 1926! Hier hat W mit halbwegs ausgewogener Klangpyramide die Nase vorn, weil die an für sich gute K doch starkes Oberflächengeräusch hat.

Wagner Tristan Vorspiel und Liebestod

Vorzug für W. Zwar gibt es ein deutliches Grundrauschen, aber auch eine passable Klangpyramide. DG ist totgefiltert und K ist zwar als echte Alternative gut, aber etwas enger im Klangbild und durch etwas unruhigere Oberfläche getrübt.

 

CD 3

Strauss Till Eulenspiegel 1930

Passables Klangbild mit Grundrauschen. K ist nicht wirklich besser und DG wegen Filterei schlechter. Interessant ist der frühe neunminütige Probenmittschnitt, der übrigens superb klingt mit minimalen Oberflächengeräuschen (weniger als bei der Aufnahme).

Mendelssohn Hebriden Ouvertüre 1930

Vorzug für W. Zwar gibt es ein deutliches Grundrauschen, aber auch eine passable Klangpyramide. DG ist totgefiltert und K ist zwar als echte Alternative gut, aber etwas enger im Klangbild und durch etwas unruhigerer Oberfläche getrübt.

Bach Brandenburgisches Nr.3

Akzeptable Klangpyramide durchaus auch mit Bässen bei W. DG hat kaum Bässe und ist wieder zu stark gefiltert. K ist wie immer eine alternative, aber nicht deutlich besser. Das Klangbild ist einfach anders – vielleicht ja minimal „natürlicher“, aber auch etwas enger und entfernter.

 

CD4

Mozart Hochzeit des Figaro Ouvertüre 1933

Mozart Kleine Nachtmusik 1936/37

Wagner Götterdämmerung Trauermarsch 1933

Für diese erstgenannten drei Aufnahmen der CD4 gilt: W recht gut, bei K vielleicht etwas mehr Glanz in den Höhen, aber auch mehr Oberflächengeräusch. DG deutlich schwächer wegen zu starkem Rauschfilter!

Weber Freischütz Ouvertüre 1935

Hier ist es wirklich Geschmackssache, ob man W oder K bevorzugt. Ich sehe bei K wegen etwas mehr Wärme die Nase vorn.

 

CD5

Beethoven 9te 1937

Diese Live-Aufnahme aus London mit den Berlinern wurde von Toshiba in Japan veröffentlicht, ist mir aber nicht bekannt. Dem Konzept der CD-Box nach scheint es sich um eine geplante Schallplattenproduktion zu handeln. Der Klang ist offen, aber anscheinend nicht allzu stark ausgesteuert und mit leichten Verzerrungen versehen, welche im Forte entfernt an Toleranzfertigungsfehler bzw CD-r, die langsam ihren Geist aufgeben, erinnern. Bringt etwas Unruhe in den Klang, ist aber nicht dramatisch. Nach einer gewissen Zeit hat man sich auch eingehört. Es ist interessant, die damaligen Berliner zwei Jahre vor dem Krieg in der Akustik der Queens Hall zu hören – auch wenn nicht wirklich Raumklang zu hören ist. Am Klang ist noch bemerkenswert, dass im ff (z.B. im ersten Satz nach 10 Minuten) eine deutliche Limitierung der Dynamik zu hören ist. Eine gute Aufführung - sehr flexibel und nicht extrem.

 

CD6

Wagner Walküre 3.Akt London, live 1937

Ausgezeichneter Transfer eines suboptimal aufgenommenen Mitschnitts. Es klingt, als ob nur ein Mikrophon zur Verfügung stand, das bei den ersten Geigen stand. Diese sind sehr präsent abgebildet, auch Celli und Holz kommen ganz gut durch, aber das Blech spielt so weitab in der Ferne, dass das anfängliche Walküren-Thema fast nicht zu hören ist. Auch die Sänger sind sehr im Hintergrund. Besonders unschön ist das bis zum Dialog Walküre / Wotan. Ab da wird es zum Glück deutlich besser mit der Balance. Die Aufführung selbst ist ein Erlebnis, besonders die Flagstad ist am Höhepunkt ihrer stimmlichen Möglichkeiten – ohne die gewisse kühle Sprödigkeit, die ihre Stimme ab den späten 40ziger und 50ziger Jahren bekam und die dann bei Stereo-Aufnahmen ein klein wenig ihre Gestaltung einschränkte.

 

CD7-8

Wagner Götterdämmerung Auszüge (1std. 47min) London, live 1937

Alles zum 3ten Akt Walküre Gesagte trifft auch hier zu. Subjektiv würde ich sagen, dass die Mikro-Positionierung nicht so unangenehm ins Gewicht fällt wir in ersten Dritten des Walküre-Aktes. Eine wirklich hörenswerte Aufführung, welche anscheinend leider nicht ganz mitgeschnitten wurde. Übrigens sind dieser Aufnahmen tatsächlich von HMV (EMI) gemacht worden …

 

CD9

Beethoven 5te 1937

Leider habe ich keinen anderen Transfer zum Vergleich. Aber die Überspielung ist ausgezeichnet. Viele der Furtwängler-Tondokumente aus späteren Zeiten haben nicht diese gute Balance, die solide Klangpyramide und solch einen angenehmen stimmigen Raumklang. Das Dirigat ist ernst, gewichtig, aber auch flüssig und nicht „gewollt“.

Wagner Tristan Vorspiel und Liebestod + Parsifal Vorspiel und Karfreitagszauber.

Auch hier makellose Transfers! Volltönend, natürlich in den Farben

 

CD10

Tschaikowsky 6te 1938

Sehr guter, ja der beste Transfer (trotz der J SACD) einer technisch erstaunlich guten Aufnahme – die leider ein kleines Manko hat: Gegen Ende des 3ten Satzes sind im Forte extreme Verzerrungen zu hören.

 

CD11

Furtwängler Adagio aus dem Sinfonischen Konzert für Klavier und Orchester 1939

Endlich klingt diese Aufnahme ordentlich! Erstaunlich wenig Oberflächengeräusch (das Hauptproblem der voraus gegangenen Transfers und der LP-Ausgabe) und schöner voller Klang. Eine deutliche Verbesserung! Als Bewunderer dieses Konzerts freut mich das ganz besonders. Die Live-Aufführung des gesamten Werks ist auf der großen SACD Box mit Mitschnitten Furtwänglers aus der Kriegszeit ebenfalls erstaunlich gut remastert.

Bruckner Adagio aus der 7ten (Telefunken) 1942

Als ich das Adagio aus der Bruckner 7ten aufgelegt habe, musste ich schmunzeln. Es klingt ein bisschen, als ob das Label Pearl diesen Transfer gemacht hätte. Es gibt ein doch überdurchschnittlich starkes Rauschen, dessen Berechtigung sich aber im Laufe des Hörens herausstellt. Beim 1993 Transfer von Teldec ist in den Höhen das Rauschens zurückgenommen, allerdings ergibt sich somit neben einem etwas(!) rauschärmeren und scheinbar ruhigeren Klang auch ein Blässe der Höhen und besonders ein diffuser Raum. Zudem hat man sich nicht die Mühe gemacht, die Schellackwechsel nahtlos aneinanderzufügen – was für ein Unsinn. Auf der W Ausgabe ist zum Glück die wunderbare Akustik der leeren Berliner Philharmonie zu hören. Es handelt sich hier tatsächlich um eine der am allerbesten aufgenommenen Schallplatten dieser Zeit. Der Klang mit mittlerer Entfernung und integriertem Raum ist auch heute noch ganz aktuell. Wer bereit und fähig ist, über das gleichmäßig permanente Rauschen hinwegzuhören, belohnt sich mit einem Klangwunder der Berliner Philharmoniker und der Aufnahmetechnik. Was für eine Qualität! Besser hat Bruckner unter Furtwängler nie geklungen – und er hat auch nie besser dirigiert!

 

CD12

Beethoven 6te (WPO) 1943

Brahms Haydn-Variationen (WPO) 1943

Beides sehr ordentliche Aufnahmequalität mit minimal erhöhtem Oberflächengeräusch. Schöne Räumlichkeit, sodass die Akustik des Wiener Musikvereinssaal hörbar wird.

 

CD13

Beethoven Violinkonzert 1947

Sehr ordentlicher Transfer und besser als alte VÖs. Nur das Remastering in der große Menuhin-Box ist eine dunklere Alternative.

 

CD14

Beethoven 3te 1947

Habe keine Vergleichseinspielung (mehr). Ein akzeptabler Transfer im Stil von Art&Son. Es ist eher die Frage, ob diese Eroica angesichts der vielen Alternativen von Furtwängler heraussticht.

 

CD15

Serenade „Gran Partita“ 1947

Ordentlicher Transfer, Kassen besser als die VÖ der Furtwänglergesellschaft (meine einzige Vergleichsmöglichkeit). Natürlich hätte man das Klangbild etwas gedeckter mit noch weniger Grundrauschen gestalten können, besonders da es hier ja keine Streicher gibt. Aber Art&Son hat da seine Philosophie und es ist so auch durchaus akzeptabel

 

CD16

Brahms 1te 1947

Auch wenn die VÖ von Testament etwas härter klingt, so würde ich ihr in diesem Fall aus mehreren Gründen den Vorzug vor der hier besprochenen W Ausgabe geben. Im Grund ist dies der einzige Art&Son Transfer (außer den paar japanischen SACD), der nicht die erste (oder alternativ erste) Wahl an Ausgaben ist.

 

CD17

Brahms 2te (LPO) (Decca) 1948 + alternative Takes

Eigentlich(!) der beste aller Transfers dieser problematischen Aufnahme. Man hört, dass es doch eine Produktion auf der Höhe der Zeit war. Die Balance ist OK und man hört sogar ein wenig von der Akustik der Kingsway Hall. Allerdings ist bei diesem Transfer (wie bei ein paar anderen ebenso) das aktiv-kreative „Filtern“ des Hörers gefordert, da das (gleichmäßige) Oberflächengeräusch bzw Grundrauschen doch recht hoch ist. Man muss sich schon etwas einhören, bis dann dieses Dauerrauschen im Kopf abgespeichert ist und man sich ganz der Musik hingeben kann. Der Transfer der DG-Box ist recht rauscharm, aber durch das Filtern belegter und somit nicht so detailreich, aber akzeptabel. Die ältere Decca Eloquence CD hat auch ihren Reiz. Es gibt zwar bei geringem Rauschen Unklarheiten, aber ein sehr volles Klangbild. Ein sehr persönlich gestalteter Transfer, den ich letztlich dem wohl etwas blutleereren CD-Box Transfer vorziehen würde. In der W Ausgabe klingt das LPO erstaunlich schlank und modern – was wahrscheinlich der Realität am nächsten kommt. Schade, ohne Rauschen wäre es auch klanglich eine wunderbare Einspielung. Es scheint die Grundaussteuerung nicht sehr hoch gewesen zu sein, vielleicht deshalb der relativ hohe Rauschanteil. Aber ich will nichts problematisieren. Hören Sie einfach selbst.

 

CD18

Wagner Götterdämmerung Schlussszene 1948

Sehr guter Transfer. Besser als die Reference LP-VÖ, die ich als Alternative zum Vergleich habe. Offen klar farbig und nur minimal weiß bzw flach.

Mendelssohn Hebriden Ouvertüre 1949

Guter eher heller Transfer. Die J SACD ist deutlich voller und dunkler, aber auch etwas weniger „weit“ im Klangbild.

Mozart 40te 1948/49

 

 

CD19

Wagner Siegfried-Idyll 1949

Sehr gut – auch wenn ich hier keine Alternative zum Vergleich habe.

Wagner Tannhäuser 1949

Klingt etwas anders und weniger Höhenbetont als die EMI-Ausgabe – z.B. mit etwas mehr Rauschen am Anfang und dennoch sind die Atemgeräusche der Holzbläser nicht zu hören. Es klingt auch nach mehr Legato. Angesichts der akribischen Arbeit von Art&Son mit Takes liegt vielleicht dort die Lösung. Die Natürlichkeit des Klangs empfinde ich hier am gelungensten, auch wenn die J SACD vielleicht noch einen Tick voller klingt.

Wagner Siegfrieds Rheinfahrt 1949

Auch hier zeigt sich gleich zu Beginn die unterschiedliche Quellenlage. Eine echte Alternative zur phantastischen J SACD ist die W Ausgabe allerdings nicht, da sie etwas weißer und blechener klingt. Aber die EMI Ausgabe klingt diesbezüglich sehr ähnlich und ist keineswegs gegenüber W vorzuziehen. Wenn EMI auch minimal weniger rauscht, so klingt diese Ausgabe auch enger im Klangbild.

Wagner Fliegende Holländer 1949

Superb und erste Wahl - auch es Hörer geben wird, denen das Klangbild erst mal etwas zu hell ist. Aber wenn man die J SACD Ausgabe (SACD) vergleicht, fällt dort eine unnatürliche Verfärbung auf. Und die EMI Ausgabe klingt ähnlich wie die W, aber enger und härter und im Piano deutlich gefiltert.

 

CD20

Wagner Meistersinger Ouvertüre 1949

Eine minimal im Klang minimal dünnere/blechernere Alternative zur J SACD. Letztere ist aber kaum zu bekommen bzw bezahlbar und die EMI Ausgabe klingt enger und gefilterter als die W Ausgabe.

 

CD21

Brahms Violinkonzert 1949

Etwas heller und als die Ausgabe in der großen Menuhin-Box. Letztere klingt etwas erdiger und kompakter, die W Ausgabe betont mehr das Räumliche. Die Entscheidung zugunsten von W würde ich treffen, weil die hässliche Bandstörung, welche das Oboen-Solo des Adagios zerstört weit weniger in Erscheinung tritt.

 

CD22

Beethoven 7te 1950

Diese Aufnahme war immer ein Problemkind. An und für sich sehr gut aufgenommen – und anscheinend (warum auch immer) schwer zu remastern. Die W Ausgabe ist sehr hell (und stellenweise etwas grell) geraten. Die non-hybride japanische SACD hat das besser gelöst. Die beiden verschieden remasterten in Europa erschienen EMI References Ausgaben (1988 und 2000) sind allerdings nochmal deutlich schlechter, weil enger und noch härter. Besser gelöst ist das Problem mit der klanglichen Schärfe der 7ten in der W1-9 Ausgabe. Außer der japanischen non-hybriden SACD ist das wohl der beste CD Transfer.

Schubert Unvollendete 1950

Leichtes Grundrauschen. Ein für 1950 erstaunlich mattes aber akzeptabel durchsichtiges Klangbild. Der Vergleich mit der J SACD zeigt, dass diese ebenso davon betroffen ist. Vielleicht ein Höhenverlust des Originalbandes? Die J SACD hat m.E. dieses Problem etwas eleganter (zumindest rauschfrei) gelöst. Aber der Unterschied liegt noch im Bereich des persönlichen Geschmacks.

 

CD23

Strauss Tod und Verklärung 1950

Die J SACD ist klanglich ausgezeichnet, aber etwas tief überspielt - was hörbar ist und dann auf 24-25 Minuten zu der W VÖ einen Zeitunterschied von immerhin 20 Sekunden ausmacht. Der neue Transfer ist sehr gut – wie gehabt heller im Klangbild als die J VÖ, aber dennoch sehr gut. Die ältere japanische Toshiba CD ist da nicht mehr auf aktuellen Stand, ebenso die EMI Ausgabe. Also ist die rezensierte W Ausgabe erste Wahl.

Beethoven 4te (WPO) 1950

Sehr guter Transfer dieser m.E. seltsam matten Aufnahme – „matt“ sowohl technisch als auch interpretatorisch. Klingt deutlich besser als der Transfer von Naxos.

Strauss Kaiserwalzer 1950

Auch hier lässt die W Ausgabe wegen größerer Frische und Leichtigkeit die J SACD Ausgabe hinter sich - und auch die EMI.

 

CD24

Weber Oberon Ouvertüre 1950

Sehr gelungener Transfer von W. Als dunklere Alternative kommt nur die J SACD in Frage.

 

CD25

Schubert Rosamunde Ouvertüre 1951

W Ausgabe für mich erste Wahl, weil die J SACD etwas muffig und enger klingt.

Tschaikowsky 4te 1951

Offener, ansprechender Transfer. Leider hatte ich hier keinen Vergleich. Das typische helle Detailreiche und auch farbige Klanggewand von Art&Son, ohne die Bässe ganz zu vernachlässigen. Ich als Remasterer hätte bei ca 2000 hz (im hohen „Lispelbereich“ - nicht genau getestet) die Höhen minimal(!) zurückgenommen. Dennoch durchaus hörenswert – so „modern“ und detailreich war die 4te mit Fu wohl noch nicht zu hören. Ich erinnere mich an sehr problematische ältere Transfers, weshalb ich diese Aufnahme derzeit auch sonst nicht habe.

 

CD26

Haydn 94te 1951

Leider habe ich derzeit keinen Vergleichstransfer zur Hand. Aber der W Transfer klingt detailreich lebendig und wie bei Art&Son üblich recht hell – was diesem Haydn gut steht.

Nicolai Lustige Weiber Ouvertüre 1951

Gute hellere Alternativ zur J SACD. W Ausgabe ist besser als der ältere harte EMI Transfer.

Schumann Manfred Ouvertüre 1951

Deutlich lebendiger und detailreicher als die J SACD. Absolut erste Wahl, superber hell und vital klingender Transfer.

 

CD27

Beethoven Klavierkonz Nr.5 1951

Durchaus auch hier ein helles Klangbild und dennoch wohl der beste bisher auf CD vorgelegte Transfer. Eine japanische CD Ausgabe war eher enttäuschend, die Naxos CD ist gut aber etwas härter.

Mendelssohn Violinkonz 1952

Das Band hat definitiv Schaden genommen, was eine weite Strecke im ersten Satz anhand der inkonsistenten Höhen zu hören ist. Später wird es etwas besser. Das ist schon bei der großen Menuhin-Box (bezüglich Transfer eine etwas dunklere Alternative) deutlich zu hören. Anscheinend hätte ein LP-Transfer aber auch kein befriedigendes Ergebnis gebracht, denn solche Überlegungen wurden ja auch hie und da angestellt.

 

CD28

Beethoven 9te 1951

Die W VÖ ist für mich ein sehr gelungener Transfer dieser Live-Aufnahme aus Bayreuth. Die eher trockene Akustik des Festspielhauses verträgt eine Zurücknahme / Filterung der Höhen – wie es bis jetzt immer auf CD veröffentlicht wurde – nicht so gut, denn so verschwinden gleich Details, die Balance und ein undurchsichtiger Schleier liegt über der Aufnahme. So (akzeptabel) in der W1-9 Box, aber sogar die (natürlich dennoch schon wegen der Klangfülle und Farbigkeit ausgezeichnete) non-hybride Japan SACD ist davon leicht betroffen. In der hier rezensierten W Ausgabe gibt es eine Fülle mehr an Details und ein luftiges freundliches und vitales Klangbild.

 

CD29

Schubert 9te 1951

Sehr guter Transfer von W, freier und detailreicher als die DG „Originals“ Ausgabe (gekoppelt mit Haydn 88te) oder die noch „magerere“ Überspielung in der DG-Box.

Furtwängler 2te (1.Satz) 1951

 

CD30

Furtwängler 2te (2,3,4 Satz) 1951

Vielleicht bisher der beste Transfer der aufnahmetechisch etwas problematischen Einspielung. Das wiederum eher helle Klangbild löst ein paar „klaustrophobische“ Phänomene. Empfehlung: relativ laut hören, weil dann erst die Feinheiten in leisen Stellen und der Raumklang zum Tragen kommen. Die DG Doppel CD mit der Schumann 4ten von 1998 klingt etwas gedeckter, aber wohl nicht wirklich besser. Der Transfer der DG-Box ist mir zu hart.

Übrigens: Wer sich dieser komplexen Sinfonie nähern möchte sollte die von Furtwängler selbst dirigierten Live-Mitschnitte aus Wien oder Stuttgart hören. Da läuft alles natürlicher. Oder gleich die superbe digitale Einspielung mit Barenboim und dem CSO! 

Haydn 88te 1951

Zeichen und Wunder: W bringt hier einen unglaublich guten Transfer der Haydn 88! Unerreicht von allen anderen CD Ausgaben. Superb klingende Aufnahme. Kaum zu glauben, dass die Aufnahme aus demselben Jahr wie Furtwänglers 2te stammt.

 

CD31

Wagner Götterdämmerung Schlussszene 1952

Bisher mit Abstand der beste CD-Transfer dieser Einspielung! Die J SACD ist seltsam bedeckt und muffig, die alte EMI CD hart und undifferenziert und der 2020 entstandene Art&Son Transfer bleibt auch hinter der neuen Überspielung zurück.

Mahler Lieder eines fahrenden Gesellen 1952

Guter Transfer von W, welcher Konkurrenz von der J SACD. Der Naxos Transfer ist auch nicht schlecht.

 

CD32

Beethoven 1te 1952

W ist hier nicht meine erste Wahl, weil der Klang zu hell und grell ist. Bis Dato sind wohl die J SACD und auch die fast gleichwertig W1-9 die erste Wahl.

Beethoven 6te 1952

Respektabler Transfer in sehr hellem Klangbild (wahrscheinlich um die tiefe Raumakustik mit Präsenz auszugleichen) noch innerhalb der Grenze des natürlichen Klangbildes, aber zu weiß für meinen Geschmack und in hohen forte Spitzentönen schon leichte Artefakte. Allerdings sind andere Transfers wie W1-9 und die J SACD wiederum etwas bedeckt. Warten wir weiter auf die optimale CD dieser phantastisch aufgenommenen und gespielten entspannten Pastorale, bis dahin muss es der W1-9 Transfer tun. Die älteren EMI Transfers sind deutlich schlechter.

CD33

Beethoven 3te 1952

Mein Favorit ist hier die J SACD (non-hybrid), weil die Klangpyramide stimmt und das Klangbild voll und dennoch auch hell und präsent ist. Aber auch dieser W Transfer ist gut gelungen - noch etwas heller als die japanische SACD, aber noch nicht so grell wie die z.B. Beethoven 1te in dieser Edition. Der W1-9 Transfer ist noch etwas dunkler als die J SACD, aber durchaus noch gut. Auch hier kann man ältere EMI Transfers wieder außer Acht lassen.

 

CD34

Beethoven 4te 1952

Endlich mal ein Transfer dieser 4ten, der nicht muffig und dumpf klingt. Bei der 1948er Aufnahme nehme ich den gleichen Effekt eher hin, aber bei der 1952er Aufnahme ist es doch wohltuend, nun dieses Klangbild zu hören. der W Transfer ist eine echte Alternative zur J SACD. Ebenfalls eine sehr gute der J SACD ähnliche weniger helle Alternative ist die W1-9 Ausgabe.

 

CD35

Beethoven Violinkonz 1953

Hellere „anspringendere“ Alternative zum guten Transfer in der großen Menuhin-Box, welcher edler, dunkler, aber auch braver ist.


CD36

Schumann 4te 1953

Die DG CD von 2004 (gekoppelt mit Haydn 88te) klingt meines Erachtens am besten (Farben Klarheit und runder Klang), noch etwas besser als die DG Doppel-CD (gekoppelt mit Furtwängler 2te) von 1998. Die hier rezensierte CD von W ist zu hell geraten. Diese Aufnahme ist an sich schon heikel, es gilt gut Balance zwischen Transparenz und Klangfarbe zu halten. Eine ganz Klasse schlechter ist die DG-Box Ausgabe: Eng, hart mit wenig Tonsubstanz.

Franck d-moll Sinf. (Decca) 1953

Ich konnte die Aufnahme gar nicht abbrechen, obwohl ich ja nur Transfers vergleichen wollte … wusste nicht mehr wie spannend und gut (auch von den WPO – nie besser gehört!) diese Produktion war. Eine echte Alternative zu Monteux und Munch, denn hier wird eine ganz andere Geschichte erzählt. Übrigens in sehr zügigen Tempi ohne jegliches „Wabern“. Dem letzten Satz gibt Furtwängler Zeit für Entwicklung und Größe (was sonst selten der Fall ist), aber dann leider zu einem leichten Spannungsabfall führt. Der Transfer ist erste Wahl und sehr gut gelungen. Eines der besten Furtwängler Dirigate in den beiden ersten Sätzen – und zudem eine der orchestral „perfektesten“ Aufnahmen. Wie immer bei Art&Son recht hell, was ja aber zu den Decca Aufnahmen dieser Zeit passt. Die Forte sind manchmal schon schneidend, aber das passt für mich zum Feuer dieses Werks und der Aufführung. Übrigens ist dieser Transfer quasi rauschfrei …

Der DG-Box Transfer klingt enger und blechern, die Decca Eloquence CD hat einen Ambient Sound - naja: Hall – hinzugefügt, welche diese Aufnahme nicht nötig hat.

 

CD37

Bartok Violinkonz 1953

M.E. der beste bisher erschienene CD-Transfer. Entspannter und weniger scharf als die Art&Son VÖ von 2020 in der kleinen Philharmonia-Box, auch angenehmer als die etwas verfärbe Naxos-Ausgabe, vitaler und offener als die ordentliche VÖ in der großen Menuhin-Box (wohl eine Alternative für Hörer, die eine gedeckteren Klang bevorzugen) und viel besser als die alte EMI References CD.

 

CD38

Beethoven 5te 1954

W liefert wie zu erwarten eine sehr durchsichtige (mit persönlich zu) helle 5te. Die W1-9 Ausgabe ist gedeckter (und „edler“) im Klang und für Hörer, die ein dunkleres Klangbild bevorzugen, eine Alternative - um den Preis etwas weniger Präsenz und ganz leichter Verfärbung. Minimal eingefärbt ist übrigens auch die ansonsten superbe non-hybride Japan SACD. Die älteren EMI Transfers haben das Nachsehen.

 

CD39

Strauss Don Juan + Till Eulenspiegel 1954

Liszt Les Préludes 1954

Bein Don Juan, Till Eulenspiegel und Les Préludes gebe ich der J SACD den Vorzug, weil sie doch noch natürlicher im Klangbild ist. Der W Transfer ist offen und vital, aber doch sehr hell, sodass die doch sehr farbige Tongemälde etwas ausgebleicht erscheinen. Andererseits ist z.B. die ältere japanische Toshiba CD auch nicht besser. Die europäische EMI Ausgabe kenne ich nicht, kann nur aus der Erfahrung mit allen(!) mir sonst bekannten Furtwängler EMIs sagen, dass diese evtl auch das Nachsehen hätte. Also vielleicht doch der beste greifbare (und bezahlbare) CD Transfer.

 

CD40

Weber Freischütz Ouvertüre + Euryanthe Ouvertüre 1954

Beide Transfers sind bei W sehr gut gelungen und der J SACD quasi ebenbürtig. Letztere ist natürlich dunkler.

 

CD41-43

Bach Matthäus-Passion 1954

Ein besonderer Höhepunkt der Box - auf jeden Fall in puncto der ausgezeichneten Aufbereitung. Es ist zumindest vom Klanglichen her durchaus vorstellbar, dass die Aufführung von der EMI so auf LP veröffentlicht worden wäre, denn der Klang ist doch deutlich(!) besser als bei allen anderen VÖs bis jetzt. Hie und da gibt es in den forte leichte Verzerrungen, aber die Überspielung ist ganz offen, präsent und farbig. Die Qualität liegt nicht weit weg von der Beethoven 9ten aus Bayreuth.

 

CD44-47

Wagner Tristan 1952

Erfreulicher alternativer(!) Transfer, der im Klangbild ein wenig an die wunderbare LP-VÖ von EMI Dacapo aus den Endsiebzigern erinnert. Auch hier ein tendenziell sehr helles Klangbild, das dennoch die Klangpyramide ausreichend natürlich abbildet. Ich ahne, dass vielen dieses Klangbild zu hell oder gar weiß erscheinen wird. Deshalb möchte ich hier auf ein paar Besonderheiten der Aufnahme und von Transfers im Allgemeinen hinweisen.

Ich finde bei dieser Tristan-Aufnahme ist eine leichte Präferenz der Höhen gerechtfertigt, da die Einspielung per se etwas verhangen in mittlerer Entfernung klingt – im Grunde ein sehr moderner Aufnahmeklang. Zu bedenken ist auch, dass LP-Überspielungen von Tonbändern (und das hier ist natürlich eine Bandaufnahme) nie linear waren und immer in den Höhen etwas angehoben klangen. Es liegt immer an den Ohren und der Erfahrung eines Tontechnikers, wieweit die Linearität bei Digitaltransfers von originalen analogen Bändern eingehalten wird. Letztlich kann das nur der vom Endmedium, der fertigen CD, entstandene Höreindruck entscheiden. Unter anderem ist das ein schwieriger und Antizipation erforderlicher Prozess, da der für das Mastering zuständige Ingenieur natürlich das fertige Produkt CD noch nicht kennt. Außerdem ist da auch der Faktor der Anlage des Konsumenten – manche klingen tendenziell weicher oder härter, betonen mehr die Bässe bzw Höhen oder schwächen diese ab.

Hier ist also ein recht heller Transfer, der das Feuer der Aufführung und den Detailreichtum der Ereignisse der Aufnahme betont.

Natürlich würde ich letztlich die J SACD wegen ihrer noch größeren Natürlichkeit vorziehen, aber man muss wissen, dass auch dieser Transfer leichte Schwachpunkte hat. Das völlige Fehlen von Bandhiss oder Raumgeräuschen gibt der Aufnahme ein klein bisschen etwas Steriles, besonders in leisen Passagen oder an Stellen, bei denen nicht in höheren instrumentalen Lagen gespielt wird. Manchmal fällt das bei aufsteigenden Streicherpassagen auf. Natürlich liegt das auch an der Aufnahme selbst. Wenn die Mikrophone noch mehr Empfindlichkeit gehabt hätten, dann wäre dies wohl eine perfekte monaurale Aufnahme.

Somit kann ich nur sagen, dass der W Transfer eine echte Alternative ist – besonders da alle weiteren Transfers nicht diese Qualität erreichen, weder die von EMI noch Naxos.

 

CD48-49

Beethoven Fidelio 1953

Nach der langen Tristan Besprechung hier ganz kurz: Derselbe Effekt wie bei Tristan und der nachfolgenden Walküre. Der W Transfer ist eine alternative zu den J SACDs, die bisher wohl das Maß aller Dinge bleiben, aber deutlich besser als die EMI VÖs. Beim Fidelio klingt gegenüber dem frischen luftigen W Transfer die EMI Reference Ausgabe von 1992 hart, eng und grell.

 

CD50-53

Wagner Walküre 1953

Dieselbe Situation wie bei einigen Transfers hier: Die W Ausgabe ist deutlich besser als die EMI Box, aber nicht ganz so gut wie die J SACDs. Jedenfalls sind sie sehr offen und klar mit leichtem Grundrauschen wie die meisten Transfers hier.

 

CD54 (Bonus)

Schubert Unvollendete (WPO) (Kopenhagen live Konzertmitschnitt) 1950

Die im Textheft angesprochene „Ausnahme“ in dieser Box: eine Live-Aufnahme, die von FU nicht zur VÖ gedacht war. Phänomenal guter Klang (könnte beim Wegdrehen von den Boxen auch Stereo sein), nur in den Höhen ein wenig verfärbt und belegt (Fahrstuhleffekt). Sehr gute erfüllte Aufführung! Man hört zu Beginn gleich, dass die Bässe 5-Saiter sind und tatsächlich zum tiefen D und Cis runtersteigen.

Strauss Kaiserwalzer (WPO) (alternativer schnellerer Test-Take) 1950

Ja, tatsächlich etwas entspannter im Tempo – aber erkenntnismäßig nichts Weltbewegendes. Ich persönlich finde die eine Minute zügigere Fassung stringenter. Klanglich ist die offizielle Fassung auch besser.

Wagner Trauermarsch (WPO) (Testdurchlauf) 1950

Klanglich ausgezeichnet. Und interessant, was da mitschwingt.

Tschaikowsky 3ter Satz (Elegie) aus der C-Dur Serenade 1950

Ein toller Fund, sehr hörenswert, sehr guter Klang. Mich stört es nicht, dass er nicht in die offiziellen VÖs der Sätze 2 und 4 eingefügt wurde. Diese wunderbare Musik kann sowieso sehr gut für sich allein stehen – und ohne Kopfsatz ist eine Reihenfolge 1 2 3 Satz auch nicht allzu sinnvoll.

 

CD55 (Dokumentation)

Englischsprachige Moderation mit einigen Kommentaren und u.a. vier Minuten aus dem berühmten Probenmitschnitt der 3ten Leonoren Ouvertüre aus Stockholm.

 

FAZIT ZUR TRANSFER-QUALITÄT

Generell zu Art&Son:

Aus Erfahrung hielt ich das Art&Son Studio nicht wirklich für souverän und sattelfest in allen Lagen. Tatsächlich gibt es undiskutabel schlechte Transfers – als abschreckendes Beispiel seien alle Artur Schnabel Transfers (Beethoven und Schubert) und die Icon Keilberth Box genannt – genauer: die 6 CDs aus dieser 22CD Box, die von Art&Son neu gemastert wurden. Alle anderen Transfer-Projekte, die ich kenne sind im Ergebnis guter bzw gemischter Qualität – z.B. die kleine Philharmonia Box oder die große Barbirolli Box … auch dort gibt es viele akzeptable und auch einige sehr gute Transfers – die große Previn Box werde ich als nächstes rezensieren. Es ist auch oberflächlich, in Stereotypen zu argumentieren. Nicht allen Art&Sons Transfers fehlen die Bässe und nicht alles klingt weiß und in der Mittellage blass. Da gilt es individuell hinzuhören und auch zu ergründen, woran so etwas liegt und was der Beweggrund war, den Transfer so zu gestalten. Manchmal ist es einfach Unachtsamkeit oder fehlender Klangsinn, manchmal gibt es aber durchaus auch Gründe für einen ungewohnten Transferklang. Zudem gibt es in der Tat bei Firmen die ältere Aufnahmen Remastern auch eine „Philosophie“.

Zu den Transfers in der Furtwängler-Box:

Tendenziell bleibt es bei meiner Wahrnehmung aus früheren VÖs, dass Art&Son das Helle im Klang bevorzugt. Es ist eben die Philosophie des Studios, in der es sich z.B. völlig von den japanischen SACD Ausgaben unterscheidet, welche eher ein gedecktes Klangbild bevorzugen. In der Furtwängler-Box geht diese Philosophie des hellen Klangs aber selten auf Kosten der Bässe (wie es leider hie und da bei der Barbirolli-Box der Fall war), auch wenn diese meist eher dezent sind. Die Klangpyramide ist fast überall intakt und der Klang bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht so „weiß“, dass die Farbigkeit fehlte oder der Klang schrill und substanzlos würde. Viele Aufnahmen haben an Frische, Direktheit und auch natürlicher räumlicher Tiefe (nicht Hall!) gewonnen. Ein akzeptables Grundrauschen wurde nicht gescheut, also nicht zu Lasten von Informationen unterdrückt.

Wer die japanischen SACD Ausgaben hat, kann sich glücklich schätzen. Die meisten (nicht alle!) von ihnen sind unerreicht in Fülle und Farbigkeit. Das Klangideal liegt bei den J VÖs eher auf der dunkleren Seite.   

Wer die Koch-Transfers der frühen Aufnahmen hat, sollte diese selbst vergleichen. Deren Klang ist per se anders, da Ward Marston keine digitalen Filter zum Transfer genutzt hat und somit mehr Knistern und Knacken vorhanden sind, aber zumeist auch ein Quäntchen mehr als Glanz und Natürlichkeit. Dieses Quäntchen geht bei jeglichem DeClick-Verfahren für 33rpm verloren - als Preis dafür, dass die Schellack-Geräusche entfernt werden. Das hat nicht mit der Transferqualität durch Art&Son zu tun … 

Die europäischen EMI Ausgaben haben fast immer gegenüber der Warner Ausgabe das Nachsehen, da sie entweder zu stark gefiltert sind oder einfach vom Stand der Transfertechnik her (meist 90ziger Jahre) nicht die Klarheit und Präsenz bringen – und wenn dann manchmal zum Preis eines harten Klangs.

Die Furtwängler Box der DG ist bezüglich der Doubletten in der Warner-Box durchweg deutlich mäßiger (meist zu stark gefiltert und schmalbrüstig mit wenigen Bässen im Klang) geraten.

Somit ist die Warner Box ein deutlicher Fortschritt gegenüber der Box mit DG / Decca Aufnahmen und auch bezüglich der meisten EMI Ausgaben – wenn auch bei einigen Transfers wohl das allerletzte Wort noch nicht gesprochen ist…

Freunde eines eher hellen Klangbilds werde ihre reine Freude haben, Hörer die das Gedecktere bevorzugen, finden dennoch hervorragende Transfers und haben auch die Gelegenheit ihre Vorstellungen etwas zu überdenken.

 

DIE EDITION UND PRÄSENTATION

Zuerst fällt unangenehm auf, dass es kein Komponisten-Register gibt. So was muss doch nicht sein! Ebenso unsinnig ist es, dass auf den CD-Covers zwar Produktionsdaten, aber nicht die viel wichtigeren Aufnahmedaten angeben sind. Die Box ist ausreichend stabil gefertigt: Die CDs gehen nicht so ganz leicht aus der Box, da der Platz sehr knapp ist. Natürlich fehlen auch die tollen beschrifteten CD-Rücken wie bei Sony. Die größten Schwächen liegen für mich somit nicht in den Transfers selbst oder der Zusammenstellung (dazu im letzten Abschnitt mehr), sondern in der Präsentation einer solch bedeutsamen Edition.

Ziemlich konsequent und somit gut ist die chronologische Reihenfolge der Aufnahmen eingehalten. So wird zumindest der Furtwängler-Kenner schnell finden, was er sucht.

 

DOKUMENTATIONS-ANMERKUNGEN UND TEXT

Beides ist m.E. hervorragend gelungen. Es macht Freude zu lesen, mit welcher Wertschätzung und Ernsthaftigkeit gearbeitet wurde. Und der Text über Furtwängler ist dicht und aussagekräftig. Beide Texte sind sehr informativ.

 

WAS HIER IN DIESER BOX DRIN IST UND WAS NICHT

Schon im Vorfeld gab es diverse Diskussionen über den Inhalt der Warner Furtwängler Box. Dabei wurde allerhand Unsinn geschrieben und Wünsche kundgetan, die schon per se durch den Titel „die gesamten Aufnahmen“ geklärt sind. Dabei sind wohlgemerkt nur solche Aufnahmen gemeint, die als offizielle Schallplatten-VÖs GEPLANT waren oder Aufnahmen die für eine VÖ angedacht waren – also nicht die später dann von EMI und DG offiziell auf Platte herausgegebenen Live-Mitschnitte. Also z.B. keine Beethoven 2te und 8te, keine Brahms 2te von EMI, aber die 2te von Decca. Und auch keine Beethoven 4te von der DG. Das mag auf den ersten Blick verstören, ist aber nur ganz konsequent. Überrascht war ich nur, dass die von Legge produzierte und Larter mitgeschnittene Brahms 1te von 1952 (WPO Musikvereinssaal) nicht dabei ist.

Natürlich kann man dieses Konzept per se in Frage stellen. Der Gedanke dazu war möglicherweise nur Aufnahmen zu präsentieren, welche unter Studiobedingungen bzw von Label-Aufnahmeleitern produziert wurden und somit nicht die Schwächen von vielen Rundfunkmitschnitten haben. Aber viel wichtiger und wohl auch entscheidender:

Es ist (fast) nur das zu hören, was Furtwängler selbst für eine VÖ abgesegnet hat. Diesen Gedanken finde ich angesichts der Unmengen veröffentlichter Mitschnitte unterschiedlichster aufnahmetechnischer oder auch künstlerischer Qualität mal einen wirklich spannenden und auch den Dirigenten wertschätzenden Aspekt. Bravo!

 

SCHLUSSWORT

Ich muss gestehen, dass mich diese Ausgabe sehr mit der Arbeit von Art&Son versöhnt hat. Ich bin zwar nicht so begeistert wie von vielen der Sony Remasterings, aber es ist offensichtlich, dass hier ernsthaft gearbeitet wurde – wie immer man das Endergebnis (oftmals ja auch „geschmäcklerisch“) beurteilt. Ich hoffe, dass es so weitergeht . . .

Eine sehr empfehlenswerte Edition – auch wenn man die eine oder andere Doublette (jedenfalls die japanischen SACDs) behält und natürlich die „Rundfunk-Platten“ von EMI und DG fehlen und somit einige weitere bisherige CD-Ausgaben im Regal bleiben.

MUSS man diese Box haben? JA und NEIN. Wenn man die meisten der japanische SACD (EMI Japan) hat und nicht jede Aufnahme besitzen will - vielleicht NICHT. Zudem ist möglicherweise für Liebhaber eines eher dunkleren Klangbildes wohl noch nicht das letzte Wort bezüglich Transfers gesprochen. Wer aber nur die europäischen EMI CDs hat und Wert auf Klarheit und Frische des Klangs legt – unbedingt JA.

Ein letztes Wort zum tendenziellen Klang der Transfers: Im Rahmen des Durchhörens der Box und des Vergleichens habe ich auch andere hier nicht enthaltene Aufnahmen in verschiedenen Transfers verglichen – z.B. die Erioca mit den Wienern von 1944 (Rundfunk Studio Produktion) hervorragend aufgenommen von Friedrich Schnapp. Das Klangbild ähnelt erstaunlich dem von vielen Aufnahmen in dieser Box. Wir sollten bei der Rezeption von bereits Bekanntem in neuer Aufmachung immer mit bedenken, dass uns natürlich das Gewohnte und der erste Eindruck stark prägt – und dass eine Schallplatte per se durch das Medium nicht das perfekt oder 1zu1 wiedergegeben hat, was aufgenommen wurde. Ein Großteil dieser Aufnahmen wurde ja von Master-BÄNDERN remastert. Diese haben ein anderes Klangbild als die Schallplatten. Unter diesem Aspekt gesehen gibt es an der hier besprochenen Furtwängler Warner Box wenig  auszusetzen.

 

Auf meiner Seite KLANGREDE stelle ich auf der Unterseite FÜR KLASSIKLIEBHABER bei REZENSIONEN die komplette Besprechung ein und zudem bei KOMPONISTEN unter FURTWÄNGLER eine Aufstellung der Furtwängler Warner-Box nach Komponisten.


Joachim Wagner, 1.Oktober 2021

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